Interview Hans Wiedemann - HU Tobacco

Hans Wiedemann - HU Tobacco

Als Pfeifenraucher ist man immer auf der Suche nach neuen Tabaken für die Tabakbar. Klar man hat schon seine Top10 Liste kreiert, aber an der kann weiter gearbeitet werden. Deniz Beck meinte: „Du musst unbedingt mal einen oder zwei HU Tobacco probieren, die passen genau in dein Beute-Schema.“ So ist der Kontakt zu Hans Wiedemann entstanden.

Tabak im Blut?

Hans Wiedemann

Der Chef von HU - Tobacco Hans Wiedemann ist ein Macher. Mit 15 Jahren ist er angefangen Pfeife zu rauchen. Irgendwann ist die Idee entstanden, eigene Tabake zu kreieren. Die Pfeifen Community auf G+ ist von HU Tobacco begeistert. Die Tabake heben sich wohlwollend von anderen Herstellern ab. Auch für Lohmar hat Hans Wiedemann einige Schmankerl vorbereitet.

Seit wann rauchst Du Pfeife?

Hans Wiedemann: Ich bin ja nicht mehr ganz taufrisch, (schmunzelt), von daher sind es jetzt schon ein paar Jährchen in denen ich meine Pfeife genieße. Ich rauche seit meinem 15. Lebensjahr Pfeife, also gut 40 Jahre. Heute ein Verbrechen, war dies damals ein Kavaliersdelikt.

Ich weiß noch genau wie ich meine erste „richtige“ Pfeife, eine Vauen Weißpunkt von meinem Konfirmationsgeld gekauft habe. 79 DM – was für ein Vermögen, aber ich rauche sie immer noch und immer noch gerne.

So gesehen rauche ich also mit göttlichem Segen. *Schmunzel*

HU Tobacco - Red Fox

Wie kommt man auf die Idee professionell Tabak zu mischen?

Hm… gute Frage Gerd. Also ich war schon immer der eher neugierige Raucher. Ich musste jede neue Mischung, die mir in die Finger kam auch gleich rauchen, um sie zu testen. Dieser Spleen hat sich im Lauf der Jahre „verschlimmert“, so dass ich hobbymäßig anfing eigene Mischungen zu kreieren. Um meine ganzen Mischungen auch rauchtechnisch verwerten zu können, bekamen meine Pfeifenstammtischbrüder immer wieder Proben von mir. Offenbar waren die Mischungen durchaus rauchbar, weshalb mich meine Freunde dazu überredeten jedem einen persönlichen Blend zu mischen. Dies war die Idee hinter den später veröffentlichten Mischungen der "Hommage To My Friends" Tabakserie. Ich hatte mich dann 2011 entschlossen diese und auch erste Blends der Warehouseserie und Blender`s Pride Serie in Lohmar einem größerem Publikum vorzustellen. So der ganz grobe Abriss der Hu Tobacco Entstehungsgeschichte. Um alles detailliert zu erzählen würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Wäre ja vermutlich auch langweilig.  

Welches sind Deine Top5 / Top10 Tabake?

HU Tobacco - Dockworker

Hm…das ist jetzt nicht ganz einfach. Gut, neue, von mir gemachte Tabake, liebe ich natürlich ganz besonders. Vielleicht liegt das an dem "Kellermeistersyndrom".

Aber Spaß beiseite, ich würde jetzt meine Lieblinge mal so definieren, Top 5:

Für die Top Ten kommen dann noch folgende Blends dazu:

  • Dunhill Aperitif
  • Peterson Irish Whiskey oder jetzt Irish Mixture
  • HU Khoisaan
  • Dunhill Baker Street
  • SG Full Virginia Plug

Also das hier jetzt so viel HU Blends dabei sind, ist keine böse Werbeabsicht, aber vielleicht lernt man einen Blend während der Entwicklungsphase einfach besser kennen und lieben. Und logischerweise ist das, was ich blende, auch nach meinem Geschmack.

Aber abgesehen davon komme ich selten dazu die Tabake auf die ich Lust habe auch zu rauchen. Entweder rauche ich Probe für Neuentwicklungen oder aber ich rauche Tabake anderer Hersteller zur Horizonterweiterung.

Hans Wiedemann
Hans Wiedemann, Tabak im Blut

Welches sind Deine Lieblingstabakspfeifen?

Also pfeifentechnisch bin ich sehr klassisch geprägt. Ich mag die Pfeifenformen Dublin, Zulu, Apple und Pot am liebsten. Sehr gerne eher kleine, zierliche Pfeifen. Auch liebe ich Pfeifen mit Bleistiftholm. Das macht eine Pfeife schon elegant und ansehnlich. Also wie du siehst, bin ich hier eher konservativ unterwegs, wobei ich schon auf die persönliche Handschrift des Machers Wert lege.

Bei der Oberfläche sind mir die sandgestrahlten oder schön rustizierte Pfeifen am liebsten.

Bei den Serienpfeifen bin ich alteigesessener Peterson Fan. Klassiker, die für mich kaum zu toppen sind. In letzter Zeit begeistern mich aber auch die Rattray`s Pfeifen ganz besonders. Tolle Shapes, schön gemacht.

Edward G. Name ist Programm

Gibt es einen Tag ohne Pfeife?

Das neue HU Tobacco Buch

Na gut wenn ich ordentlich krank bin, verzichte ich auf die Pfeife, oder aber es bleibt absolut keine Zeit für eine Pfeifenfüllung. Dann muss es auch mal ohne gehen. Aber wenn es irgend geht, genieße ich täglich meine Pipe.

Wenn du so einen Blend kreierst: Wie läuft das ab? Deine Blends haben ja oft bedeutungsvolle Namen und geschlossene, runde Konzepte. Hast du eine fixe Idee „ah, das soll ein Virginia/Perique werden“?

Also hier kann ich nur für mich sprechen. Wie andere Tabakmeister/Blender vorgehen weiß ich nicht. Bei mir entsteht ein Blend zuerst im  Kopf. Der Grundstein ist bei mir also immer die Idee. Die Idee ein bestimmtes Genre zu besetzen oder einen Blend für eine bestimmte Tabakserie zu kreieren oder aber die Idee eine bestimmte Tabakkombination auszuprobieren. Ich habe dann schon ein bestimmtes Geschmacksprofil, beziehungsweise bestimmte Merkmale wie der Blend schmecken soll im Kopf. Natürlich auch die Idee mit welchen Tabaksorten ich dies erreichen könnte.

HU United Passion, Dosen sind nicht einfach Dosen sondern Kunstwerke

Danach mache ich entsprechende Tabakproben und in Feinarbeit taste ich mich langsam, mit der Erfahrung der zuletzt gerauchten Tabakprobe, immer näher an das gewünschte Endergebnis ran. Das Ganze unterliegt natürlich einem Lernprozess und im Lauf der Jahre bekommt man schon ein Gefühl dafür was passt, wie welche Kombinationen schmecken, einfach wie man einen Tabak liest. Die Hu Blends haben sich ja im Lauf der Jahre deutlich nach vorne entwickelt. Mit der Kreation des Asmara haben wir einen deutlichen Schritt hin zu einer noch dichterer Komplexität der Blends geschafft. Es genügt ja nicht das ein Kentuckyblend nach Kentucky schmeckt. Um einen Blend interessant zu gestalten, müssen Primäraromen balanciert werden und diese müssen von einem entsprechenden geschmacklichen Unterbau getragen werden. Das ist ja die Kunst und das Spannende an der Entwicklung eines neuen Blends. Der Nyala als Beispiel, besteht aus einer Vielzahl von Tabakkomponenten, um am Ende ein rundes, in sich stimmiges Geschmacksbild mit Burleydominanz zu bieten. Der Geschmack changiert von Zug zu Zug. Da kommt keine Langeweile auf, da entdeckt man immer wieder neue Nuancen, die man so noch nie vorher geschmeckt hat. Wenn man Lust hat den Tabak zu entdecken, dann kann man hier in die Tiefe gehen. Er hat Substanz, die es zu entdecken gilt.

Ähnliches, jedoch vom Genre völlig anders, der Asmara. Ein Blend der durch seine Vielfalt unheimlich elegant wirkt, unheimlich zart ist und zugleich wahnsinnig reich an Raffinesse und breit angelegt ist. Ich glaube, dass uns mit dem Manyara ein ähnlich toller Blend wie die beiden vorgenannten Mischungen gelungen ist. Ein Blend, der sich nicht wirklich in eine Schublade stecken lässt. Trotz der robusten Tabakkomponenten wie Kentucky und Burley, zeichnet den Manyara ein eleganter, komplexer Geschmack aus. Das gelingt natürlich nur, wenn wie vorher beschrieben, der geschmackliche Unterbau passt.

Tja, ich könnte jetzt noch viel erzählen, aber ich denke es wird vielleicht langweilig und der ein oder andere denkt sich sicherlich: „Mir ist das alles völlig egal, schmecken muss der Tabak“ . Und recht hat er. Der kleine Abriss von mir ist einfach die Sicht - und Denkweise des Blenders. Unterm Strich zählt nur ob der Tabak schmeckt.  

Flanagan

Gibt es mal Anregungen durch Kunden/Pfeifenraucherkollegen? Wie kann der Laie sich das vorstellen?

Klar Gerd, mir sind die Anregungen der Kunden sehr wichtig. Ich bekomme ja die vielfältigsten Feedbacks und man versucht natürlich Wünsche, die sich verdichten aufzunehmen. Aber natürlich kann nicht für jeden „sein Blend“ geschaffen werden. Aber ohne die Anregungen der Kunden, wäre der ein oder andere Blend nicht, oder nicht ganz so geworden wie er jetzt ist. So kleine Firmen wie HU Tobacco leben natürlich davon auch mit Kunden zu diskutieren, gerade Events wie Lohmar oder Speyer sind dafür wie geschaffen.

Die 13. Lohmarer Pfeifenmesse (5. Mai 2018) ist gelaufen. Für HU Tobacco ein wichtiges Event?

Tabak White Horses, ganz neue, aber schon sehr beliebt

Lohmar ist natürlich der Höhepunkt des deutschen Pfeifenjahres und es war wie immer klasse: Freunde treffen, klönen und diskutieren und natürlich die Vielzahl der tollen Pfeifen, die samt ihrer Macher zu bewundern sind. Das macht richtig Laune. Lohmar ist aber traditionell, hier hat Hu Tobacco begonnen, DAS Event, um Neuerscheinungen vorzustellen (HU Tobacco - Vier neue Tabake für Lohmar 2018).

Ganz kurz die neuen Tabake. Mit dem White Horses gibt es „endlich“ eine neue Mischung innerhalb der Original Warehouseblend Serie.

Und bei den Special Blends gibt es zwei mehr als ungewöhnliche Aromaten. Nicht süß und fruchtig, sondern dezent süß und würzig, teils exotisch. Die Namen sind mal wieder Programm: Darkwood Scenery und Moroccan Bazaar. Eine absolute Empfehlung!

Und last but not least noch das HU Tobacco Katalogbuch (HU Tobacco Katalog 2018 - Tabakträumereien). Ich denke, es macht Sinn hier nicht näher darauf einzugehen, sondern bei Interesse die gesonderte Vorstellung im Blog zu lesen.

Tja Gerd, ich hoffe ich habe Dich und alle Leser nicht zu sehr gelangweilt und sage herzlichen Dank für die kleine Plauderstunde. Mir hat es richtig Spaß gemacht und ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in meine Arbeit und meine Person vermitteln.

Hans, vielen Dank für das Gespräch. Natürlich werden wir unsere Leser weiterhin mit Infos zu HU-Tobacco versorgen: Bereits 20 Tabake sind fertig oder erscheinen in den nächsten Wochen: http://www.tabak-pfeife.com/index.php/tabak/hu-tobacco

Ausblick

Die folgenden Previews sind fertig und erscheinen in den nächste Wochen:

Linktipps

Fotos © 2017 - 2018 privat (1), Redaktionsbüro Kebschull

HU Tobacco, Tabake mit Geschichten