Pfeifen aus Mooreiche (Morta)


Pfeifen aus Mooreiche

Durch unseren netten Jean Panzer bin ich vor einigen Tagen an meine erste »Morta-Pfeife« zu Deutsch »Mooreichen-Pfeife« gekommen und schon die ersten Füllungen haben mich total begeistert. Heute halte ich meine 2. Pfeife aus Mooreiche in der Hand und möchte nicht nur meine Freude über dieses wunderbare Holz, sondern auch ein paar Infos über selbiges mit euch teilen!

 

Was ist Mooreiche und woher kommt sie?

»Mooreiche« (manchmal auch »Bog Oak« oder »Abonos«)…  im Namen steckt schon ein Hinweis auf die Herkunft des Holzes. Mooreiche ist nämlich keine eigene Holzart, sondern »semi-fossiles« (= halb-versteinertes) Eichenholz, Jahrhunderte, ja sogar tausende von Jahren in Mooren und Sümpfen gelegen hat! Dabei lässt die Farbe des Holzes direkt Rückschluss auf sein Alter und die Herkunft zu. Als Faustregel gilt: Umso dunkler/schwärzer das Holz, desto älter ist es!

Das Holz ist besonders hart, denn die Gerbsäuren des Holzes gehen eine Verbindung mit dem Eisensalzen und Mineralien im Wasser ein. Das gibt dem Holz auch seine Färbung! Das Alter des Holzes variiert von 600 bis über 8000(!) Jahre. Das muss man sich mal überlegen, was diese Hölzer wohl so alles miterlebt und überdauert haben!

Um das Holz zu finden, werden Sümpfe und Moore abgelaufen und durch torfige Landschaften gepirscht. Dabei »staken« - stechen einen langen Eisendorn – ins Torf und mit ein bisschen Glück treffen sie auf Widerstand – auf die Mooreiche! Die Stelle wird markiert und erst einmal wird weitergesucht, bis einige Stellen ausgemacht sind. Dann beginnt das lange, mühsame Graben, um das geschichtsträchtige Holz zu bergen. Da diese Stämme auch mal bis zu 20m lang sein können, müssen sie vor dem Bergen zerkleinert werden, oder man braucht einen portablen, kleinen Kran.

Ist das Holz einmal geborgen, wird es getrocknet. Dabei ist Vorsicht geboten, denn Mooreiche trocknet zwar schneller als Bruyereholz, ist aber empfindlicher und wenn es zu schnell getrocknet wird reißt es ein und wird brüchig. Das Holz wird mehrere Jahre in dunklen Schuppen getrocknet.

Aus altem Holz mach neue Pfeifen - Pfeife aus Morta

Das getrocknete Holz wird dann nicht nur für z.B. Möbel verwendet, sondern eben auch für unsere geliebten Tabakpfeifen! Dabei muss sorgfältig ausgewählt werden, denn das Holz darf keine Löcher haben und eine gewisse Menge des Holzes ist einfach nicht zum Pfeifenbau geeignet.

Mooreichenpfeife von Turkiewicz

Pfeifen aus Mooreichen werden oft mit Meerschaumpfeifen verglichen, weil sie ebenso unempfindlich für den gefürchteten „Geist“ (aka »Ghosting«) sind, welchen die Tabake in Bruyerepfeifen gerne mal hinterlassen. Das kann ich aus eigener, aber noch begrenzter Erfahrung soweit bestätigen! Latakia, dann Burleys, dann was Süßes, wieder zu Blends mit viel, viel Latakia… unverwüstlich scheinen die Pfeifen und nicht der Hauch eines geschmacklichen Überbleibsels zu bemerken.

 

Handmade Morta Pipe von Peter Lehmann

Ein Vorteil gegenüber dem sehr fragilen Meerschaum ist aber die Unverwüstlichkeit des Materials. Das Holz ist sehr leicht, hält dabei aber einiges aus und kann bedenkenlos mehrmals täglich geraucht werden – eben weil die Pfeifen so schnell trocknen! Dabei liefert das Holz nicht nur einen sehr trockenen und kühlen Rauch, sondern auch einen unglaublich klaren, definierten und reinen Geschmack! Vergleichbar mit dem unverfälschten Geschmack, den Tonpfeifen bieten.

Einige schwöre darauf, dass Latakia-Mischungen aus Mortas besonders gut schmecken würden. Für mich schmeckt aber jede Richtung Tabak erstklassig in ihnen. Ob kräftiger Burley, rauchiger, englischer Blend, dark fired Kentucky oder süßere Va/Per… jede Art Tabak „singt“ in ihr!

Oft kommt die Frage auf, ob die verschiedenen Färbungen (Gold, Bronze oder Schwarz) einen Einfluss auf den Geschmack haben. Dazu kann ich aus eigener Erfahrung nichts sagen, ich habe nur Mortas aus pechschwarzem (und demnach sehr altem) Holz. Meine Onlinerecherche sagt aber, dass ich keine Stimmen finden kann, die sagen würde die bronzenen schmecken anders als die schwarzen oder ähnliches. Der Gehalt von den aufgenommenen Mineralien wird unterschiedlich sein, was eventuell Einfluss darauf haben könnte, wie viel/wenig Feuchtigkeit die Pfeife aufnimmt und wie trocken der Rauch dadurch ist.

Die schwarzen rauchen Tabak aber SEHR trocken! Wenn ich nach dem Rauchen einer Bruyere 2-3 Reiniger brauche, bis der Reiniger weiß rauskommt, sind es hier 1 bis 2 – und an denen hängt kaum Kondensat! Härte, Dichte und Gewicht hängen aber nicht nur vom Alter, sondern auch vom Fundort und den örtlichen Gegebenheiten dort ab.

Die Maserung des Holzes unterscheidet sich aber ganz deutlich vom Bruyere! Manch einer mag Bruyere vielleicht schöner finden, wegen der feineren Maserung und den »Birdeyes«, die man bei guten Stücken findet. Die Mooreiche hat da eine „kernigere“, gröbere Maserung und viele der Pfeifen werden nicht auf Hochglanz poliert, sondern kommen im natürlichen Finish. Aber das ist wohl Geschmackssache, denn mir gefällt eben dieses grobe, kernige der Mooreiche so sehr.

Persönlich spiele ich ernsthaft mit dem Gedanken komplett auf Mooreiche umzusteigen! Denn als kleines Sensibelchen was »Ghosting« angeht liefert die Morta eben den entscheidenden Vorteil und der klare, unverfälschte Geschmack den sie mir liefern sagt mir einfach zu. Teuer müssen sie auch nicht sein! Handgemachte Mooreichenpfeifen fangen schon bei 70€ an… die Grenze nach oben ist hier wie auch beim Bruyere offen!

Ein paar Pfeifenmacher, die mit Mooreiche arbeiten

Ein paar Pfeifenmacher die ich finden konnte, die mit Mooreiche arbeiten sind z.B. die deutschen Pfeifenmacher Peter Lehmann (ab 70€ zu haben) oder Roland Kirsch; die international etwas bekannteren Davorin Morta Pipes oder Il Duca; oder der ebenfalls deutsche Pfeifenbauer Prammer, der von sich sagt, er habe 1997 als erster in Deutschland Pfeifen aus Mooreiche angeboten und in diesem VIDEO Einblicke in seine Arbeit mit Mooreiche gibt.

Ausprobieren lohnt sich! Denn nicht nur das Alter und die Geschichte des Holzes machen Mooreichenpfeifen zu etwas sehr besonderem. Und zum ausprobieren muss man nicht unbedingt großes Geld in die Hand nehmen, denn schöne, gute Mooreichenpfeifen gibt es schon ab 50€, z.B. bei Turkiewicz auf eBay, von dem auch meine 2. Mooreichenpfeife ist, oder eben bei P. Lehmann oder R. Kirsch!

Meine Quellen und weiteren Lesestoff findet ihr hier: Pipepedia.org (über Fundorte und die Verarbeitung von Mooreiche); "Why Morta makes a good pipe" von Winston Pipe and Cigar; Lehmann'sche Werkstätten; Pfeifen Prammer; Davorin Morta Pipes;

Weitere Linktipps

Fotos (c) 2018 - Deniz Beck