Highland Balls von TAK (Motzek)


Highland Balls - TAK (Motzek)

Nie habe ich mich so voller Begeisterung an den Laptop gesetzt um ein Tabak-Review zu schreiben… begeistert, ja, fast überwältigt… sonst bin ich nicht karg an Worten über meine Liebe zu einem Tabak, doch sitze ich nun hier und weiß gar nicht wo(mit) ich anfangen soll bei diesem Tabak!

 

Der neue "Liebling"

Vorab warne ich schon mal vor und entschuldige mich für die Länge des Berichts, aber es gibt einfach so viel zu bestaunen und zu tüfteln, so viel zu riechen und zu erschmecken, so viel zu schreiben – so viel zu genießen! Denn obgleich ich wusste, dass ich mir etwas besonderes bestellt hatte, wurde meine von hohen Erwartungen besetzte Vorfreude nochmals überboten... so wie er dann letztendlich ankam hätte ich ihn nicht erwartet, sowas hab ich noch nie zwischen den Fingern gehabt, geschweige denn in der Pfeife!

Der Highland Balls Blend.... »Die Orient-Praline«

»Die Orient-Praline«, wie Tom sie beschreibt, der neue Blend Highland Balls ist ein Tabak Blend, wie kein zweiter. »Grob gerissene Orient-Blätter, ein feiner Virginia und nussig-reifer Burley, zum Teil in Tabakblätter gewickelt. […] Eine Spezialität unseres Hauses- ein Werk wirklicher Tabak-Enthusiasten.« wird er beschrieben. Und die Beschreibung könnte passender nicht sein. Denn wer am liebsten nur rauchfertige Mixturen raucht, wem Flakes , Plugs oder Twists schon »zu viel Arbeit und Gefummel« sind, der wird mit dem Highland Balls nicht viel glücklicher werden, als mit den gerade genannten. Was aber auch nicht schlimm ist, jeder nach seinem Belieben, jeder so, wie es ihm Freude macht, das ist ja gerade das schöne am Pfeife rauchen finde ich. Wer aber gerne mit den ausgefalleneren Tabak-Darreichungsformen experimentiert, wer einen Faible hat, für grobes Blattgut, dass noch eigenem Gusto weiterbearbeitet werden kann, wer nicht nur mit Nase und Gaumen Tabak konsumieren mag, sondern auch mit Augen und Händen – für den wird der Highland Balls eine ganz neue Welt eröffnen, ihm Stunden der Freude und des Genusses bringen!

Der Highland Balls ist wirklich was für Vollblut-Tabak-Enthusiasten. Wieso diese wortgewaltige Ansprache zu dem Tabak?! Nun… lassen wir einige Bilder für sich sprehen... seht selbst…

Was das da im Glas ist? »Die wahrscheinlich längste, ähh tabakigste Praline der Welt«... ;-) Wir graben diese Schatzkiste an bestem Tabakshandwerk, ja ich bin geneigt zu sagen Tabakskunst mal gemeinsam aus und gehen die reichen Schätze durch (in dieser Reihenfolge liegt der Tabak auch in dem 100g Beutel, in dem er eigentlich kommt:

Die Pralinen

In diesem kleinen Glas verstecken sich dreierlei, genaugenommen gar viererlei Art ganz großes Tabak-Kino. Da haben wir einmal oben drauf, ganz offensichtlich die »Tabak-Pralinen«. Tabakblätter umhüllen eine delikate Füllung aus fein geschnittenem Tabak.

Manche Umblätter sind beige-gelb, andere wiederum rot/orange-braun. 7 Stück an der Zahl zähle ich in meinem 100g Beutel. Fest verschlossen kann man sie aufreißen, kleinschneiden, oder gar in ganz große Pfeifenköpfe einfach reindrehen.

»Tabak-Pralinen«... sehr appetitlich und auf die Hüften gehen sie auch nicht! ;-)

Das grob gerissene Blattgut

In der linken Hälfte des Schnappglases verbergen sich sehr grob gerissen Tabakblätter, die man selber noch weiterverarbeiten und nach eigenem Geist klein rupfen, schneiden oder was euch auch noch einfallen mag kann.

Auch hier sind die Farben reich und verschieden, man glaubt fast Laub in den Händen zu halten. Beige, orange-rot, bräunlich, gelb… An einigen sind gar noch die Stängel vorhanden – ansonsten unerwünscht in Mixturen, sind sie hier aber Teil der Präsentation und des Erlebens beim Vorbereiten des Tabaks wie ich finde.

Der fein geschnittene Tabak mit Ready-Rubbed Anteilen

Last, but not least wartet in der rechten Hälfte der fein geschnittene Tabak auf seinen Auftritt. Feiner Ribbon-Cut, vielfältig in den Farben, unter welchen sich noch einige Ready-Rubbed Flake Stücke mischen. Somit sind wir bei 4 verschiedenen Schnittarten.

 

Die »Pralinen« waren bereits auf der Homepage zu erkennen, aber unter »grob gerissenem Orient-Blattgut« hätte ich mir ein weitaus feiner gerissenes Blattgut vorgestellt. Ich bin begeistert… teilweise füllt ein Stück die halbe Hand! Es macht wirklich Spaß mit den Blättern zu hantieren, sie weiter zu verarbeiten. Per Hand klein reißen, mit dem Messer zum Coarse-Cut schneiden, oder gar zu kleinen Kügelchen formen und den Tabak so einbringen… die Grenze ist wirklich nur die eigene Phantasie.

Die Qual der Wahl

Wo – und wie – anfangen?? Und könnte ich überhaupt wieder aufhören?!  Meine Gedanken rasen… so viele Möglichkeiten… so wenig Luft, um all die Pfeifen zu rauchen, die ich am liebsten gerade stopfen möchte! ;-D

Erst einmal die Nase reinstippen: Etwas Fruchtig, angenehm ätherisch, frische Kräuter, pfeffrige Würze… der Geruchstest ist ein Fest an Aromen die man entdecken, bzw. erschnüffeln kann. Etwas Kakao ist auch im Hintergrund.

Nachdem ich den Riechkolben gefühlte 100-mal ins Glas gestippt hatte, habe ich mir erst einmal eine rötlich-braune »Praline« geschnappt, sie per Hand aufgerissen. Im Inneren wartet feines Blattgut im Ribbon-Cut und Ready-Rubbed Stücke:

Die wahrscheinlich tabakigste Praline der Welt..

Und dadurch habe ich endlich das Konzept verstanden:
Eine »Praline« reicht für eine sehr große, oder 2 mittlere Füllung; in ihn sind alle Komponenten vereint, man brauch ihr also nichts vom feinen oder groben Tabak beigeben. Wenn die Pralinen »weg genascht« sind, hat man grobes Blattgut und feinen Ribbon/Ready-Rubbed Mix zum selber mischen, dann halt nicht in der schönen Pralinenform, aber gerade das macht die Pralinen zu etwas besonderem! Und da die Pralinen unterschiedliche Umblätter haben, ist jede Praline einzigartig in Zusammensetzung und Geschmack.

Als alles per Hand klein gemacht, das grobe Blatt zerrissen – was ein Genuss für sich selbst ist wie ich finde – gut vermischt und in die Pfeife gestopft. Natürlich erstmal in die Tonpfeife, um einen unverfälschten Geschmackseindruck zu bekommen.

Endlich eintauchen in eine Welt voll exotischer Aromen!

Sofort vernehme ich eine delikate Nussigkeit mit Anklängen von dunkler Schokolade und Kakao, bevor eine würzige Kräuternote ihr Aroma entfaltet und sich als Star-Akteur breitmacht. Es schmeckt nach exotischen Gewürzen, Kakao, süßen und herben Nüssen und ätherischen Ölen. Das ganze mit cremiger Rauchtextur. Auch die von Tom selbst beschriebene Malz-Note ist zu erschmecken, aber eine dezente Süße und Erdigkeit bauen sich auf und fügen sich in perfekter Harmonie in den vollwürzigen und ätherischen Charakter der Mischung ein.

Nicht nur ein Fest für die Augen… der Tabak kann was! Hier ist ordentlich Orient-Tabak drin mit einer reichen Palette an exotischen und ätherischen Aromen. Er dominiert die Mischung im Geschmack und wird von einem nicht zu verachtenden Anteil Burley unterstützt und wunderbar abgerundet durch den weniger präsenten Virginia. Dabei medium in der Nikotinstärke.

Ich bin zuhause angekommen mit diesem Tabak...

Ohne mich jetzt zu sehr von der Optik des Tabaks beeinflussen zu lassen – für meinen persönlichen Geschmack ist der Highland Balls die beste Mischung die ich bisher geraucht habe! Die Optik des Tabaks mag sicherlich mit einspielen, besonders bei mir als bekennenden Fan von Twist & Co. Aber hier stimmt auch geschmacklich einfach alles für mich als Burley-Liebhaber der eine Schwäche für Vollwürziges und herbes hat. Ordentlich, klar zu erschmeckender Burley und eine gehörige Portion Orient bieten sich hier ein Duett der Sonderklasse, während der Virginia den Dirigentenstock schwingt. Sie trifft einfach meinen persönlichen Geschmack zu 100%! Dazu trifft sich noch genau meinen Nerv in Sachen Präsentation… grobes Blattgut, ja, fast halbe Tabakblätter zum selbst verarbeiten… die Pralinen als Krone des kunstvolles Tabakshandwerk, dass ich auch so sehr an Twists, Plugs, Flakes und Crumble Cakes schätze…  

Ich bin überwältigt von der Schönheit des Tabaks – optisch wie geschmacklich – und kann ihn einfach nur jedem empfehlen, der gerne mit ausgefallenen Darreichungsformen von Tabak hantiert, allen Orient-Liebhabern, ebenso wie Burley-Aficionados und Liebhabern vom Vollwürzigen mit lieblich-süßem Unterton.   

Bewertung

  • Stärke: 3 von 5 Punkten
  • Geschmack: 4 von 5 Punkten (vollwürzig, cremig, mit interessanten Spitzen)
  • Aromatisierung: 0 von 5 Punkten (Tabak pur)
  • Raumnote: tolerierbar (würzig, tabakig, exotisch)

Legende:

1 – sehr mild;
2 – mild bis mittelstark/mild bis medium;
3 – mittelstark/medium;
4 – mittelstark bis stark/medium bis voll
5 – Stark/(sehr) voll

Nochmal alle Komponenten auf einem Bild... einfach traumhaft!

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Text und Fotos © 2017 Deniz Beck