Joschi´s Oriental Sunrise (HU)


Joschi´s Oriental Sunrise von HU

»Unser Joschi ist ein gemütlicher und eher ruhiger Typ. Er macht nicht viel Aufhebens um seine Person und ist doch immer präsent.« - so fängt die Beschreibung von Joschi´s Oriental Sunrise an… in diesem Satz steckt eigentlich schon alles, was diesen Tabak charakterisiert!

 

Ein ruhiger, gemütlicher Typ... aber voller Leben!

  • Eine leise Symphonie...

Und doch… hat er ein paar mehr Worte verdient… lobende Worte, so viel darf ich schon mal verraten!

So ein ruhiger, gemütlicher Typ ist manchmal schwer einzuschätzen… genauso erging es mir mit Joschi´s eigenem Tabak im Hause HU-Tobacco… In welche Kategorie würde ich diesen Tabak einordnen? Orient? Ja.. doch… der Orient Tabak aus Samsun führt den Geschmack ganz klar an… aber dann ist da noch der Kentucky Burley… der Perique… und die Basis aus ready rubbed Virginias…

»Die Basis bildet ein cremiger Virginia Broken Flake. Zu gleichen Anteilen wurde diesem Louisiana Perique, Kentucky Burley und Orient Samsoun beigemischt. Dadurch wird dem Virginia so richtig Leben eingehaucht.« ...

... oh ja… Leben hat dieser Tabak und bleibt doch immer gemütlich, wird nie laut und haucht im ruhigen Ton ein paar interessante Geschichten, wenn man ihm zuhört! Leider kenne ich Joschi, den Namensgeber dieses Blends nicht, aber er muss ein angenehmer Zeitgenosse sein. Unter der ruhigen, gemütlichen Oberfläche, wartet die ein oder andere hörenswerte Geschichte darauf erzählt zu werden… in vielen Bereichen des Lebens erfahren und belesen – so würde ich ihn mir zumindest vorstellen, wenn ich diesen Tabak rauche!

Stippe ich meine Nase in den Topf mit Joschi´s orientalischem Sonnenaufgang, ist direkt mein Interesse geweckt! Säuerlich, fruchtig und süß, aber auch leicht herb und nussig. Eine wunderbare Fruchtigkeit, wie saftige Orangen und spritzige Zitrusfrüchte.

Wie alle HU-Tabake die ich bisher hatte, kommt auch der Joschi perfekt konditioniert. Dose knacken, Pfeife füllen, in Tagträumen versinken… Ich lasse ihn gerne noch ein wenig an der Luft trocknen, muss aber anmerken, dass ich meinen Tabak recht trocken bevorzuge, »crispy« muss er für mich sein! ;-)

Ein Freigeist braucht Platz...

Am wohlsten fühlt sich der Joschi, wenn er Platz hat sich zu entfalten! Große, bzw. weite Pfeifenköpfe sind sein bevorzugtes Milieu, denn dort können sich die vielen Schichten an feinen, unaufdringlichen Aromen so richtig entfalten.

Beim Entzünden kitzelt es sofort angenehm auf meiner Zunge und die erschnupperte Note von vollreifen, saftigen Orangen eröffnet eine piano gespielte Komposition. Denn der Tabak bleibt immer verhalten, immer bleibt der bescheidene Samsun Orienttabak der Star der Show… die „Geschmacksexplosion“ gibt es hier nicht…! Aber wer genau hinhorcht, wird einer Symphonie der Aromen lauschen können!

Der Orient übernimmt schnell den Taktstock und dirigiert durchweg die anderen Komponenten. Ätherisch, herb, holzig und nussig, fast ein bisschen scharf. Im Hintergrund spielt der Kentucky Burley den Kontrabass, gibt der Mischung Körper und untermalt die nussigen, herb-würzigen Noten. Der Perique sorgt für fruchtige Spitzen und einen angenehmen Pfeffer, der perfekt mit dem würzigen Tenor dieses Stückes harmoniert. Für den Kontrast sorgt die feine, milde Süße der ready rubbed Virginias.

Der Orient bleibt für mich stets im Vordergrund und wenn man ihn „mal so nebenbei“ raucht, genießt man einfach eine körperreiche, herb-würzige, ätherische Orientmischung mit milder Süße. Dafür ist der Tabak aber fast zu schade, denn wer die Ohren bzw. Geschmacksknospen spitzt wird begeistert von der komplexen Raffinesse sein, die der Joschi´s Oriental Sunrise zu bieten hat. Im Hintergrund changieren die Aromen, mal spielt der Kentucky Burley ein paar Takte lauter, dann übernimmt die feine Süße des Virginias oder der Perique spielt seine markanten Charakteristika voll aus. Ab der Hälfte der Füllung hat sich das kleine Orchester so richtig „eingegrooved“ und „ihren Rhythmus gefunden“… das changieren der Aromen mündet in einem körperreichen, vollwürzig und fruchtig-süßen Geschmack, der bis zum Ende der Füllung konstant lecker bleibt. Einfach perfekt abgeschmeckt für meine Geschmacksnerven, hier stimmen die Proportionen auf den Punkt, jeder der Akteure trifft jeden Ton genau richtig und spielt perfekt im Takt, den der Orient am Diktierpult angibt!

Die Magie der Tabakpflanze

Ich gebe zu… meine Rezensionen sind oft "ein wenig" euphorisch und abschweifend geschrieben, aber eben sowas soll ein "guter Tabak" (was mMn sehr subjektiv ist) doch bei einem auslösen, oder?! Freude, Euphorie und Genuss... die einen immer wieder zu diesem Tabak greifen lässt... die bei einem so ein Kribbeln auslöst den Pfeifenkumpels zu erzählen "Jungs... DER Tabak kann was!! Probiert mal!" ... doch... die Tabakpflanze ist schon irgendwie magisch und unsere Passion für Tabak und Pfeife ist für mich doch etwas besonderes, was ich nicht mehr missen möchte! Deswegen schreibe ich auch nur über Tabake, die mich wirklich begeistern! 

Und eben das hat auch dieser Tabak bei mir ausgelöst… eine Freude und Begeisterung über einen Tabak, den ich bevor ich ihn mir gekauft hatte, absolut nicht einzuordnen wusste. Auch jetzt tue ich mich schwer daran zu sagen „das ist ein Orient-Blend“… ja… doch… ist er… aber da ist mehr… viel mehr. Er ist eben ein Charakterkopf, ein gelassener Freigeist, der sich nicht in Schablonen pressen lässt… der Joschi… so stelle ich ihn mir zumindest vor, nachdem ich die »Hommage to my friends« Inkarnation von ihm geraucht habe! 

Unsere Bewertung

  • Stärke: 3 von 5 Punkten (Mittelstark, körperreich, aber nicht zu stark)
  • Geschmack: 3,5 von 5 Punkten (Orient-stark, mit vielen Facetten im Hintergrund, aber nie aufdringlich)
  • Aromatisierung: 0 von 5 Punkten (Purer Tabakgeschmack!)
  • Raumnote: angenehm bis tolerierbar (Für den Pfeifenraucher lecker, pikant-süß; für Nichtraucher OK)

Legende:

1 – sehr mild;
2 – mild bis mittelstark/mild bis medium;
3 – mittelstark/medium;
4 – mittelstark bis stark/medium bis voll
5 – Stark/(sehr) voll

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Fotos (c) 2018 Deniz Beck