Geschichtsstunden mit dem "Momoyama I"


Momoyama I

Ein Tabak um sie alle zu vereinen… Momoyama I von Mac Baren für die Japan Tobacco Co. hergestellt vereint die Raucher zweier Welten, genau so wie die japanischen Namensgeber und „Reichseiniger“ Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi die Streitenden Japans.

 

 

Geschichtsstunden mit dem Momoyama I

Der Name dieses Tabak Blends rührt von der sogenannten dreißig Jahre währenden „Azuchi-Momoyama-Zeit“ (1573-1603) her, als Nobunaga und Hideyoshi (die zusammen mit Tokugawa Ieyasu auch als Shokuho-Zeit bekannt ist) das „Japan der streitenden Reiche“ vereinigten. Auch der Momoyama I vereint zwei streitende Reiche der Tabakwelt – Aromaten und Naturtabak. Ein Musterbeispiel für einen „Semi-Aromaten“, der das beste aus zwei Welten vereint, die nicht unterschiedlicher sein könnten.

Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi

Nicht nur der Name ist geschichtsträchtig, auch meine 100g vom Momoyama I  hat schon etwas Geschichte auf dem Buckel. Nachdem er aus Japan seinen Weg nach England fand und 2005 gekauft wurde, war er zum „Aging“ im Keller gebettet worden… zu dieser Zeit hätte ich noch gar keine Tabak rauchen dürfen! 12 Jahre später begann er seine letzte Reise nach Deutschland, zu mir in die Tabak-Bar. Er hat also schon ein paar Ecken der Welt gesehen und schlummerte im Dornröschenschlaf, bis er endlich seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt wurde – dem Genuss!

Das beste aus zwei Welten...

Virginias, Perique, Oriental-Leaf und Burley vereint er mit einer exotisch anmutenden Aromatisierung, die auch nach 12 Jahren ihren Charme nicht verloren hat. Der Geruch aus der Dose verströmt Karamell, ein dunkles, fermentiertes Fruchtaroma und einen Hauch exotischer Würze. Ein dunkles Tabaksbild, dominiert von dunkelbraun rot-braun und einigen wenigen hell-braun bis beigen Teilen. Als Ribbon-Cut, der ein paar grob gerissene Tabakblätter Anteile innehält und perfekt konditioniert wartete er darauf, mir ein paar Geschichten in der Pfeife zu erzählen…

Satte Farben, reiches Aroma... der Momoyama schmeichelt der Nase

Passend dazu wählte ich eine meiner geliebten Tonpfeifen, um die erste Füllung des Momoyamas zu erleben. Gutmütig nimmt er das Feuer an und nach einmaligem Glätten mit dem Bambusstopfer, braucht er nicht mehr als ein zweites mal Nachfeuern, um problemlos, langsam und trocken ab zu glimmen.

Exotisches Wechselspiel der Genüsse

Im Geschmack bieten sich Tabak und Aromatisierung ein Wechselspiel, das aufregender und geschmackvoller nicht sein könnte! Sofort ist die pfeffrige Würze des Periques präsent. Ein nussig-süßer, leicht saurer und holzig-erdiger Unterton mit exotischer Würze baut sich aus dem Zusammenspiel von Virginia, Burley und Orient ergibt und gewinnt ein wenig an Intensivität während der Füllung. Die Aromatisierung ist dezent, aber klar zu erschmecken. Dezente, aber sehr cremige Noten von Karamell, (über-)reife Früchte, die das natürliche Fruchtige des Periques unterstreichen und fast an Wein erinnern mit ihrem leicht alkoholischen Charakter.

Tabak und Aromatisierung tanzen Tango in der Pfeife und am Gaumen, während der Tabak hier die Aromatisierung führt. Ein intensives Geschmackserlebnis, aber weit weg davon überfordernd oder gar aufdringlich zu sein! Im Gegenteil. Selbst mir, als „Aromaten-Skeptiker“, schmeck er wunderbar. Die Aromatisierung ist nicht „on-top“ und lieblos draufgepappt worden, nein, sie unterstreicht die natürlichen Vorzüge der verarbeiteten Tabake in bester Manier! Hier wurde in Perfektion darauf hingearbeitet, ein synergetisches Verhältnis von Tabak und Aromatisierung zu erschaffen.

Ein edles Kraut der Extraklasse!

So einen Tabak hatte ich noch nicht in der Pfeife! Auch wenn ich „Semi-Aromaten“ (also aromatisierte Tabake, wo aber genügend Tabak raus zu schmecken ist) dann und wann schätze, ist der Momoyama I eine Nummer für sich. Den könnte ich echt jeden Tag, sogar mehrmals rauchen… alles harmoniert einfach perfekt in diesem Tabak!

Sein cremiger Rauch, die vollreife Süße und die kernige, pfeffrig und exotische Würze hinterlassen einen sehr angenehmen Nachgeschmack im Mund, der mir sofort Lust auf mehr macht… da ich aber nur 100g dieses leider nicht mehr produzierten Tabaks, der auch sehr schwer in unseren Breiten zu bekommen war, als er noch in Produktion war habe, verkneife ich mir dies aber und freue mich auf meine nächste „Geschichtsstunde mit dem Momoyama I“.

Bewertung

  • Stärke: 2,5 von 5 Punkten (knapp medium)
  • Geschmack: 3,5 von 5 Punkten (medium bis voll)
  • Aromatisierung: 2 von 5 Punkten
  • Raumnote: sehr angenehm (Cremig-süß und fruchtig, mit leichter Würze)

Legende:

1 – sehr mild;
2 – mild bis mittelstark / mild bis medium;
3 – mittelstark / medium;
4 – mittelstark bis stark / medium bis voll;
5 – Stark / sehr voll

Linktipps

Text und Fotos © 2017 Deniz Beck (Wikimedia Common)