HH Bold Kentucky von Mac Baren
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- Veröffentlicht: Montag, 20. November 2017 06:00
- Geschrieben von Deniz Beck
Diesen Tabak habe ich schon früh in meiner Pfeifenraucher »Karriere« kennen und lieben gelernt. Ein kräftiger Blend, vorwiegend aus Dark Fired Kentucky, doch wie ich an ihn kam war zum Teil Glück und Trotz!
Ein kühner Start
Ich stand im Pfeifen Heinrichs Laden in Bergheim »was kräftiges.. da hätte ich noch Lust drauf!« hab ich gesagt, als ich meinen Haufen an verschiedenen Tabakdosen betrachtete. »Bold Kentucky oder Old Dark Fired von Mac Baren – aber die sind eigentlich nix für Anfänger« wurde mir geraten. Den Rat vernachlässigend, oder vielleicht gerade aus Trotz deswegen habe ich mir die zwei Dosen mal genauer angeschaut. Nix für Anfänger… was soll das heißen? Mir missfällt diese Aussage immer noch, denn höchstens könnte man sagen »der ist stark, der ist nichts für Leute, die eine niedrige Nikotintoleranz haben«.
Aber was macht einen Tabak »nicht-Anfängertauglich«? Vielleicht eine ausgefallene Schnittart wie Plug oder Twist? Nicht wirklich.. mit ein bisschen Anleitung, die es Online zuhauf gibt, klappt auch das. Ich verstehe, was sie mit »nichts für Anfänger« meinen, aber es sollte wie gesagt eher heißen »nichts für Raucher mit niedriger Toleranz Nikotin gegenüber«. Den Tipp geben, »erst einmal nur kleine Füllungen würde ich empfehlen«, dass wäre konstruktiv! Naja, genug gemeckert, weiter in der Geschichte.
Two of a kind
Die zwei Beschreibungen hinten auf der Dose lesen sich exakt gleich… jedes einzelne Wort! Nur bei einem stand halt »Old Dark Fired«, beim anderen »Bold Kentucky«. Dann wurde mir noch der „kompetente“ Tipp gegeben, die zwei Blends wären genau das gleiche – was sie absolut nicht sind! Damals wusste ich es aber nicht besser und habe einfach nach Bauchgefühl entschieden, welche Dose mir besser gefällt. »Bold«… das klingt gut! Die nehme ich!
Kurz zum Unterschied: Der Old Dark Fired hat noch Burley drin, ist ein Tacken weniger stark, hat mehr Süße (die dem Bold Kentucky fast gänzlich fehlt) und für mein Empfinden hat er mehr »Essig« im Kaltgeruch, während der Bold Kentucky mehr rauchig, BBQ-mäßig ist.
Rauchige Würze und kräftiger Genuss
Zuhause angekommen, habe ich mir dann sogleich die Dose vorgeknöpft… Da ich vor der Pfeife längere Zeit Zigarettenraucher war, war mit die Stärke keinesfalls zu viel… der Geschmack hat mich umgehauen! Im positiven Sinne! Meine Liebe zum Dark Fired Kentucky Leaf war geboren! Heute sitze ich vor meiner X-ten Dose Bold Kentucky und liebe ihn noch wie seit der ersten Füllungen. Eine Dose von 2015, die meinen »Aging Keller« darstellt, habe ich schon seit einem halben Jahr ungeöffnet hier liegen… naja irgendwo muss man ja mal anfangen ;-)
Der Kaltgeruch ist kräftig, rauchig, würzig. Rauchige, holzige Noten, leichter säuerlicher Essig Anklang, der auch ganz, ganz wenig Süße in sich birgt. Es riecht etwas nach BBQ, mariniertes, gegrilltes Fleisch vielleicht. Die Flakes in typischer Mac Baren Manier schön dünn und gleichmäßig geschnitten und in zwei Reihen in der 50g Dose gestapelt. Sattes und kräftiges Braun, sehr wenige hellere Einschlüsse. Frisch aus der Dose sind die Flakes etwas feucht, brauchen definitiv etwas Trockenzeit, um gut an- und durch zu glimmen. Einer der wenigen Flakes, die ich aufgerubbelt bevorzuge, weil ich meine, so entfaltet er etwas mehr Aroma.
A bold experience
Mit etwas Trocknungszeit glimmt er gutmütig und ohne Probleme an. Direkt merkt man ein kräftige Würze auf Zunge und Gaumen. Rauchigkeit macht sich breit, mit sehr holzigen Noten – keine Wunder, denn Dark Fired Kentucky wird ja mit Holz »geräuchert«. Diese leichte »Essig Note« ist im Geschmack nicht mehr zu finden, für mich ein Plus. Weit weg davon ein komplexer Tabak zu sein, aber einfach ehrlich, kräftig, vollwürzig und lecker für den, der Dark Fired Kentucky mag oder liebt. Eine minimale, wirklich nur ein Hauch von Süße kommt nach wenigen Zügen hinzu und schwingt immer so im Hintergrund ein bisschen mit. Das Würzige, Rauchige und Herbe dominiert aber durchweg im Geschmack. Etwas Nußigkeit würde ich ihm auch zusprechen wollen.
Als Teil der »HH-Line« von Mac Baren hat er wenig Zusatzstoffe und schon gar keine Flavourings! Die HH-Linie steht für minimale Casings und sehr natürliche Tabakblends. Der Bold Kentucky ist ein Prachtexemplar dieser Reihe, wie ich finde.
Zwei Brüder im Geiste
Um auf den Vergleich mit dem Old Dark Fired von zurückzukommen. Der ODF ist etwas süßer, etwas nussiger, durch die Beigabe vom Burley und weniger rauchig. Auch in der Stärke ist der ODF etwas dezenter, aber immer noch ziemlich kräftig. Ich nenne ihn gerne »den kleinen Bruder vom Bold Kentucky«, denn die zwei ähneln sich schon! Zu sagen es wären die gleichen Blends, ist jedoch total Quatsch. Wer sie beide mal geraucht hat, merkt einen deutlichen Unterschied. Beide haben sie ihre Vorzüge, ich persönlich bevorzuge den Bold Kentucky. Ich mag das würzigere, rauchigere am Bold Kentucky sehr. Und die »Essig Note« im Kaltaroma vom ODF ist nicht so meins, denn sie ist auch im Geschmack ganz leicht zu finden. Trotzdem ist der ODF ein ebenbürtiger Blend und letztendlich ist es Geschmackssache, welcher der beiden einem mehr zusagt!
Nicht nur für »Alte Hasen«
Wer eine niedrige Toleranz gegenüber Nikotin hat oder neu beim Pfeife rauchen ist, sollte sich evtl. erstmal eine Probe von ihm besorgen und/oder ihn in kleinen Mengen rauchen, um ein Gefühl dafür zu kriegen, ob so ein kräftigerer Tabak überhaupt was für einen ist. Von Aussagen á la »der ist nur was für sehr erfahrene Pfeifenraucher« sollte man sich keinesfalls abschrecken lassen. Hätte ich das damals getan, hätte ich es sehr bereut, diesen Blend vielleicht nie probiert, der bei mir ganz weit oben in der Top-Liste meiner Lieblingstabake rangiert! Es muss ja nicht immer eine XL-Pfeife bis obenhin voll sein, zwischendurch stopfe ich mir einfach mal eine kleine Tonpfeife und genieße den vollwürzigen, rauchigen Geschmack des Bold Kentuckys und lasse mich vom Nikotin auf eine Gedankenreise schicken. ;-)
Ein toller Blend, der hoffentlich noch sehr lange in Mac Barens Sortiment zu finden sein wird. Zusammen mit dem Old Dark Fired hat Mac Baren wirklich ein Schätzchen für Liebhaber von kräftigen Tabaken und Dark Fired Kentucky Blends geschaffen! Was bleibt mir noch zu sagen, außer: Ran an den Speck!
Bewertung
- Stärke: 4 von 5 Punkten
- Geschmack: 4 von 5 Punkten (kräftig, würzig, voll)
- Aromatisierung: 0 von 5 Punkten (tabak pur)
- Raumnote: streng (Würzig, deftig, kein Duft für feine Näschen)
Legende:
1 – sehr mild;
2 – mild bis mittelstark/mild bis medium;
3 – mittelstark/medium;
4 – mittelstark bis stark/medium bis voll
5 – Stark/(sehr) voll
Linktipps
- Mac Barens "Bells Three Nuns"
- Mac Baren HH Vintage Latakia
- Mac Baren Stockton Roll Cake
- Interview mit Per Georg Jensen von Mac Baren
- Mac Baren Homepage
- Tabak-Bewertung / Previews
Text und Fotos © 2017 Deniz Beck