Peterson Sherlock Holmes
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 15. August 2018 06:00
- Geschrieben von Christian Czinczel
Je wärmer es wird, desto weniger aromatisierte Tabake stopfe ich mir in die Pfeife. Vielmehr ist dann die Zeit für naturbelassene Virginia-Mischungen. Diese dürfen dann auch – für meine Verhältnisse – gehaltvoller sein. In dieses Schema passt der Peterson Sherlock Holmes laut Zusammensetzung der Tabake bestens. Deshalb habe ich ihn auf die Liste der Tabake gesetzt, die ich im Sommer 2018 gerne ausprobieren möchte.
Ob Sherlock Holmes persönlich diesen Tabak geraucht hat – oder zumindest sein geistiger Vater Arthur Conan Doyle – entzieht sich meiner Kenntnis. Aber auf alle Fälle gibt es dies Mischung seit 1880 und ist ein Klassiker im Angebot von Peterson. Da Arthur Conan Doyle von 1856 bis 1930 gelebt hat und Pfeifenraucher war, hätte er zumindest die Möglichkeit gehabt die Tabakmischung zu probieren.
Tabakbild und Aromatisierung
Da man nach dem Öffnen der Dose nicht von einem Geruchseindruck erschlagen wird, entfernt man zuerst einmal den Einlegekarton vom Tabak und hat damit freien Blick auf den Tabak. Farblich hat man einen hellen Tabak vor sich, der auch relativ fein geschnitten ist. Ganz so, wie man sich einen irischen Tabak vorstellt. Auch gibt es den Peterson Sherlock Holmes schon einige Zeit. Das Originalrezept geht auf das Jahr 1880 zurück. So lässt sich auch der Schnitt erklären. Zu dieser Zeit waren die Pfeifenköpfe kleiner und somit war auch der Tabak feiner geschnitten.
Welche Tabake werden für den Peterson Sherlock Holmes verwendet? Gemäss der Beschreibung auf der Dose und auf der Internetseite von Peterson besteht die Tabakmischung aus verschiedenen Virginiatabaken. Andere Quellen berichten davon, dass auch Burley enthalten sein soll. Wenn ich mich auf meine Nase verlasse, dann kann man natürlich die Virginias sofort feststellen. Ein ausgeprägter Duft nach frischem Gras und Heu – und für meine Nase eine leichte zitronige Note im Hintergrund.
Und Burley? Da bin ich mir auch nicht sicher. Es gibt auch noch einen leicht nussigen Duft, der dem gesamten Geruchseindruck den letzten Kick gibt und sehr gut zu den anderen Duftnuancen passt. Aber ist dieser von einem oder mehreren Burley-Sorten oder von einem etwas nussigen Virginia? Bei dieser Frage bleibt mir meine Nase die Antwort schuldig.
In der Pfeife
Durch seinen feinen Schnitt eignet sich der Peterson Sherlock Holmes auch gut für kleinere Pfeifenköpfe. Ich persönlich bevorzuge mittlere Pfeifenköpfe. Dies hat aber einen geschmackstechnischen Grund. Dazu später mehr. Vielleicht sollte man noch darauf achten, dass der gewählte Pfeifenkopf etwas dickwandiger ist. Wie alle Virginia-Tabake, so entwickelt auch der Peterson Sherlock Holmes eine gewisse Wärme und man muss beim Rauchen achtgeben, dass der Pfeifenkopf nicht zu heiss wird.
Nach dem Anzünden entwickelt der Peterson Sherlock Holmes eine schöne Süsse gepaart mit einem leichten nussigen Geschmack, von dem ich auch beim Rauchen nicht sagen könnte, ob dieser von einem Virginia-Tabak oder einem Burley stammt. Auf alle Fälle kommt mit einer ausgewogenen grassig/heuigen Note noch eine dritte Komponente im Geschmacksbild hinzu. Ein Rauchigkeit, wie dies andere Virginia-Tabake mitbringen, fehlt beim Sherlock Holmes.
Insgesamt ein sehr ausgewogenes und harmonisches Geschmackserlebnis. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass der Peterson Sherlock Holmes ein typischer Virginia-Tabak ist. Also wer wissen möchte, wie ein reiner Virginia-Tabak schmeckt, der kann ohne Vorbehalt den Sherlock Holmes von Peterson probieren. Vom ersten bis zum letzten Zug – echter Virginia-Genuss.
Aber damit bin ich auch bei meinem – sagen wir mal – einzigen Kritikpunkt. Der Peterson Sherlock Holmes schmeckt vom Anfang bis zum Ende gleich. Was ist da die Kritik wird sich der eine oder andere Fragen. Ja, so ganz ohne Variation im Geschmack, kann der eine oder andere den Sherlock Holmes vielleicht nach einiger Zeit als etwas eintönig empfinden.
Und das wären wir wieder bei meiner Aussage, dass ich ihn aus mittleren Pfeifenköpfe bevorzuge. Genau aus diesem Grund. Denn mittlere Pfeifenköpfe stellen für mich die ideale Balance zwischen gleichmäßigen Geschmackserlebnis über die Zeit dar. Genau die richtige Rauchzeit für den Peterson Sherlock Holmes, um etwas langweilig zu werden – und das ist vielleicht etwas zu pointiert formuliert.
Die Stärke wird von Peterson mit 3 (von 5) angegeben. Und dies trifft es nach meinem Empfinden genau und hat damit auch genau die richtige Stärke für meine Rauchgewohnheiten.
Fazit
Wer gerne naturbelassene Virginia-Mischungen mit mittlerer Stärke mag, für den kann ich den Peterson Sherlock Holmes uneingeschränkt empfehlen. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich mir nun etwas mehr Rauchigkeit wünschen würde oder dann doch wieder nicht.
Ein Pluspunkt ist der konstante Geschmack. Man kann ihn (fast) rauchen, wie man will, er verändert nur ganz minimal seinen Geschmack. Aber wie alle Virginias hat er den Hang einen etwas wärmeren Pfeifenkopf zurückzulassen. Der gleichmäßige Geschmack ist aber auch mein Kritikpunkt. Etwas facettenreicher und ich würde ihn mir in einen grösseren Pfeifenkopf stopfen.
Aber so wie er ist, ist der Sherlock Holmes für mich der richtige Tabak für wärmere Tage und auf alle Fälle ein gerngesehener Gast in meiner Pfeife, wenn ich mich meinem Sonntagmorgen-mit-Tee Ritual widme.
Der Peterson Sherlock Holmes ist wieder ein Beweis, dass auch unsere Vorväter wussten, was gut ist. Den ansonsten würde er nicht seit 1880 seine Liebhaber finden. Und die Klärung der Frage, ob nun Burley enthalten ist oder nicht, überlasse ich gerne anderen.
Bewertung
- Stärke: 3 von 5 Punkten
- Geschmack: 3 von 5 Punkten
- Aromatisierung: 0 von 5 Punkten
- Raumnote: angenehmer, leicht süsslicher Duft
Legende:
1 – sehr mild;
2 – mild bis mittelstark/mild bis medium;
3 – mittelstark/medium;
4 – mittelstark bis stark/medium bis voll
5 – Stark/(sehr) voll
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Fotos (c) 2018 Christian Czinczel