Dunhill's Early Morning Pipe - Orlik vs. Murray's Runde 2

Early Morning Pipe (Orlik Version)

Im 2. Teii des "Früher war alles besser"-Vergleichs mit zwei Dunhill Blends, geht es um die Murray's Inkarnation vom Early Morning Pipe...

 

 

Murray’s Early Morning Pipe


Bevor ich nun meine Lobeshymne, äääh, Rezension zur Murray’s Inkarnation vom Early Morning Pipe beginne, muss ich zur Verteidigung der aktuellen Inkarnation von Orlik anmerken, dass die 2 Dosen +/-30 Jahre auf dem Buckel haben und dementsprechend auch wunderbar gealtert sind, was sicherlich auch eine Rolle für die »Smoothness« und das raffinierte Aroma dieser Tabake spielt.

Wenn der Orlik Early Morning Pipe 4 von 4 Sternen bei mir bekommt, ist der Murray’s EMP - für mich - die 5 von 4 Sternen… ;-) Jeder wird da seine eigene Meinung und Geschmacksvorlieben haben, aber mir schmeckt der Murray's einen Tacken besser, als der ohnehin schon exzellente EMP von Orlik! Vom Charakter her sind die zwei Inkarnationen sehr ähnlich, geschmacklich weisen sie aber einige Unterschiede auf. Alleine der Duft aus der Dose ist ein ganz anderer! Beim öffnen der Dose erkennt man erstmal kaum Unterschiede vom Tabaksbild. Gelbe, rote, braune, schwarze Ribbons, vielleicht einen Tacken gröber geschnitten als die von Orlik.

Aaaaber… während Orlik’s EMP eher würzig und herb riecht, duftet Murray’s EMP sehr cremig, ja, ich bin geneigt sahnig zu sagen! Raffinierte, sahnige Süße, deutlich weniger Würze im Vergleich zur Orlik Inkarnation und auch der Latakia ist zurückhaltender – was aber sicherlich auch am Alter des Tabaks liegt, denn ich habe mehrfach gehört, dass Latakia seinen Zenit beim »Aging« nach 5-10 Jahren erreicht und danach etwas von seiner Rauchigkeit verliert. Natürlich kenne ich den EMP von Murray’s nicht frisch, damals habe ich nicht einmal gelebt… aber obgleich sich einige schwarze Tabaksfasern in der Mischung befinden riecht man den Latakia wirklich kaum heraus und so bin ich geneigt die Aussagen der erfahreneren Pfeifenraucher zu glauben.

Noch herrlicher als der Kaltduft, ist der Deckel der Dose. Das Label wurde auf den Deckel selbst gedruckt und nicht auf einen Aufkleber. Damals noch »By appointement to her majesty the Queen suppliers of smokers‘ requisites Alfred Dunhill Ltd. London«… dieser Schriftzug in Kombination mit dem royal anmutenden Logo darüber wurde nur bis 1990 genutzt.

Schon in den ersten Zügen bemerke ich diese wunderbare, süße Sahnigkeit aus dem Kaltduft. Woher kommt die? Na ja.. früher durften Tabake noch mit anderen Aromastoffen als heute "raffiniert" werden... und bei Dunhill Blends war bis zu den 90ern (da wurde der Einsatz verboten) wohl viel Cumarin in einigen Blends, in Form von der Tonkabohne, die eben diesen vanille-artigen, cremigen Geschmack einbringt. Auch "Deer-Tounge" lese ich häufiger, soll damals in den Dunhills gewesen sein!

Man erschmeckt einen sehr ähnlichen Charakter. Zurückhaltendes Latakia Aroma, Virginia und Orient sind präsenter und jene Röstaromatik, die mich so begeistert. Aber dann eben diese cremige Sahnigkeit mit einem vanilligen Ton, die Süße ist eindeutig intensiver (was aber auch zum Teil an den gereiften Tabaken bzw. Virginias liegen könnte) und der Latakia fast nur zu erahnen. Bei Orliks EMP ist diese vanillige Cremigkeit auch ein bisschen angedeutet, man hat wohl versucht sie nachzuahmen, aber nur Cumarin (Tonkabohne) hat so einen intensiven Geschmack..

Während bei Orlik’s EMP die Würzigkeit im Vordergrund steht, ist es hier die cremige Süße. Der Orient ist etwas milder im Geschmack, verströmt aber dennoch seine ätherische Note, eine angenehme Würze und entwickelt im Zusammenspiel mit dem Latakia ein holzig-rauchiges und erdiges Aroma. Die Tonkabohne - wenn auch viel verzehrt - gibt dem Tabak einen einzigartig, cremig-vanilligen Beigeschmack, der für mich sehr gut am Morgen passt!

Bewertung

  • Stärke: 2,5 von 5 Punkten
  • Geschmack: 2,5 von 5 Punkten (ein Ticken milder im Geschmack als Orilk's Version)
  • Aromatisierung: 1,5 von 5 Punkten (klares Aroma von Tonkabohne/Cumarin)
  • Raumnote: ... auch englisch eben, wie die Orilk Version, aber etwas süßer, leicht vanillig und ein bisschen angenehmer! 

Ob Orlik oder Murray's... mit EMP ist der Morgen ein Genuss!

Die zwei Inkarnationen des Early Morning Pipe haben schon eine gewisse Ähnlichkeit, aber auch einige Unterschiede! Würde man erkennen, dass es der selbe Blend ist, wenn man sie nacheinander rauchen würde und nicht wüsste, dass es sich in beiden Fällen um den EMP handelt? Ich glaube eher nicht! Außer man hat den EMP damals zur Murray’s-Ära geraucht und kennt auch den heutigen Tabak.

Der Charakter der Tabaks ist sich aber treugeblieben! Ein milder, »smoother« Blend für die Morgenstunden, mit würzender Latakia Beigabe und einzigartiger Röstaromatik. Nicht zu schwer für den morgendlichen Gaumen, aber auch nicht zu luftig, dass man wieder gelangweilt einschlafen würde.

Sie sind mir beide sehr ans Herz gewachsen, doch aus offensichtlichen Gründen, wird der Orlik Early Morning mein »Go-To-Blend« für den Morgen bleiben.. die 2 Dosen EMP aus der Murray’s Produktion werde ich als das behandeln was sie sind: Schätze.. Relikte aus vergangenen Tagen und sie für besinnliche Stunden aufsparen.

War denn nun früher alles besser?!

Besser nicht unbedingt… aber ANDERS! Gut… die nicht-vorhandenen, absurd großen Warnhinweise haben noch nicht jeden Versuch eines schönen Dosendesigns im Keim erstickt.. der Punkt geht an die alten Tage, die ich leider nicht miterleben durfte. Aber Orlik’s Early Morning Pipe ist – zumindest für mich – ein mehr als ebenbürtiger Ersatz für den (zurecht) hochgelobten, betrauerten und nicht mehr produzierten Early Morning Pipe der von Murray’s produziert wurde. 

Abseits all der Unterschiede bedienen die beiden Tabake die gleichen Gelüste und Anforderungen… einen milden, aber dennoch pikanten und englischen Blend für die Morgenstunden und einen gemütlichen Start in den Tag!

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