Was "kann" so ein Tabakreview und was nicht?
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- Veröffentlicht: Samstag, 03. März 2018 06:00
- Geschrieben von Deniz Beck
Wenn ihr das hier lest, seid ihr wohl einer der vielen Pfeifenraucher, der sich gerne auch mal eine Rezension, ein Tabakreview durchliest. Die Gründe dafür Reviews zu lesen sind so vielfältig wie die Intentionen der Schreiberlinge von Reviews… (m)eine Meinung möchte ich heute mit euch teilen!
Die Gründe, warum man eine Rezension zu einem Tabak liest können genau so vielfältig und sehr persönlich sein, wie der Geschmack und die Vorlieben der Verfasser und Leser. Der eine findet die eine Art von Reviews klasse, ein anderer eine total verschiedene... einer schwärmt von dem neuen Engländer, der andere findet ihn gar nicht gelungen..
Wie man sieht... dem Tiger gefällt der Tabak wohl sehr gut! ;-)
Aber was „kann“ ein Review und was „kann es nicht“? Meine Meinung dazu möchte ich mit euch teilen!
Ich entdecke hier nicht gerade das Higgs-Boson des Pfeifenwissens, indem ich sage, dass Tabak rauchen eine durch und durch subjektive Sache ist! Als Verfasser von Reviews erhebt man für sich den Anspruch objektiv zu sein… „Objektiv in meiner Subjektivität“ nenne ich es selbst gerne.
Und damit komme ich direkt zu dem Punkt.......
Was ein Review meiner Meinung nach „nicht kann“!
Ich kann noch so viel von „fermentierten Früchten“, „frisch gemähtem Gras und Heu“, „feinherber Nussigkeit“ oder „holziger Rauchigkeit“ erzählen – ein Jeder muss den Tabak selbst geraucht haben, um zu wissen wie er denn wirklich schmeckt und ob einem selbst zusagt! Und vielleicht erschmeckt Paul etwas anderes als Pauline und während John von „ätherisch-blumigem Orient“ schwärmt, erschmeckt Johanna einfach „nur“ einen „lecker-würzigen Tabak“.
Meiner Meinung nach kann ein Review auch nicht sagen, ob der Blend ein „guter Tabak“ oder ein „schlechter Tabak“ ist. Ronny findet Tabak-XY „total grausam“ und nennt ihn „einen schlechten Tabak“. Maik aber raucht NUR den Rum & Maple, weil er ihm so gut schmeckt und nennt ihn „den besten Tabak auf dem Markt“. Was ist schon ein „guter Blend“ und was ist ein „schlechter Pfeifentabak“?! Das Ganze könnte nicht subjektiver sein, außer ein Tabak schmeckt nach verbrannten Haaren – und selbst dann… vielleicht findet John gerade „das Aroma von verkokelten Löckchen“ total ansprechend. :-P Ich übertreibe, aber ich denke es kommt an, was ich sagen möchte!
Wenn man weiß, welche Tabake dem Rezensenten sonst so schmecken und ob man mit seinem Geschmack d’accord geht, kann man in etwa einschätzen: „Ja…der könnte was für mich sein!“ – und selbst dann… es ist nicht ausgeschlossen, dass einem der Tabak trotzdem nicht schmeckt, daher sehe ich auch hierin nur begrenzten Nutzen für den Leser.
Auch behaupte ich kühn, dass ein jeder Tabak bis zum Ende durchglimmt, es bleibt immer das berühmte „Häufchen grauer Asche“ über und ob ein Tabak kühl oder heiß glimmt, liegt weniger am Tabak, sondern am Raucher, seiner Technik und der Kadenz. Auch der gefürchtete „Zungenbrand“ hat sehr viel Faktoren die mit einspielen – beispielsweise die eigene Körperchemie und dadurch die Anfällig- bzw. Empfindlichkeit für dieses sagenumwobene Phänomen (welches ich übrigens erst 1-2 mal erleben „durfte“) und eben die oben genannte Kadenz, Rauchtechnik, Kondition des Tabaks etc. pp…
Was für eine Funktion, welchen Wert hat so ein Review für mich?
Was „kann" ein Tabakreview?
Für mich liegt - und das ist jetzt genau so subjektiv, wie das Erleben einer Füllung Pfeifentabaks - der Wert eines Reviews in der Unterhaltung, dem Teilen von Leidenschaft für einen Tabak und die Möglichkeit sich selbst dadurch anregen, sich von der Freude des Verfassers „anstecken“ zu lassen und Neues zu entdecken!
Blumige, phantasievolle Formulierungen wie „spröde Ledrigkeit, gepaart mit holziger Rauchigkeit“ sollen einfach nur Appetit machen und sind der Versuch das höchst subjektive Erleben einer Füllung Pfeifentabak irgendwie in Worte zu fassen, vergleichbare Aromen und Düfte zu finden, die einen an das erinnern, was man da gerade erschmeckt und erlebt. Es soll dem Leser die gleiche Lust auf den Tabak machen, die man selbst für diesen empfindet und man hofft, dass etwas von der Begeisterung und der Freude die man für den Tabak hat auch beim Leser ankommt.
Tabakrezensenten sehe ich weder als „Edelzungen“ oder „Connaisseure feinster Güte“, sondern einfach als passionierte Pfeifenraucher mit viel Phantasie und Schreiblust, welche die Magie des Geschmacks von feinem Tabak gerne in Worte fassen zu versuchen, ihre Freude und Leidenschaft teilen möchten. Den Pfeifenraucher-Kollegen sagen „Hey Männer… der Tabak schmeckt mir so gut! Der könnte was für den ein oder anderen sein, probiert ihn doch mal, ich finde es lohnt sich!“ und dem Erschaffer, dem Blender des Tabaks ehrfurchtsvoll auf die Schulter klopfen, um zu sagen „Danke… da hast du dir echt was tolles einfallen lassen!“…
Deswegen rezensiere ich auch nur Tabake, die mir schmecken – was für einen Sinn hätte es sonst?! Ich möchte doch andere für einen Tabak begeistern, aus einem negativen Stimmen ziehe ich persönlich nicht viel, außer ich kenne den Geschmack des Verfassers sehr gut - aber wie gesagt, selbst dann.. vielleicht finde ich den Blend ganz toll! Zumindest sehe ich das so und handele da nach dem Credo "Wenn man nichts positives zu sagen hat, sagt man am besten gar nichts". Wenn ein Tabak mir nicht schmeckt aus Grund XY schmeckt er einem anderen aus genau diesem Grund so wunderbar. Ich kann noch so laut über einen Tabak wettern, der mir nicht schmeckt.. ein anderer Pfeifenraucher nennt das gleiche Kraut seinen Lieblingstabak und das möchte ich ihm auch nicht mies machen. In einem „Verriss“ eines Tabaks sehe ich, für mich, wirklich gar keinen Wert.
Was ein Tabakreview „kann" und was – für mich zumindest – das wertvollste an einem Review ist, das ist ganz einfach der Unterhaltungswert! Bei einer schönen Füllung ausspannen, sich von mit Leidenschaft formulierten Umschreibungen für einen Tabak und den schönen Bildern anregen und unterhalten lassen. Etwas von der Begeisterung des Verfassers einfangen und sich eventuell sogar davon anstecken lassen! Als Rezensent lese ich sehr gerne die Reviews der anderen, hole mir da Anregungen, genieße Impressionen und lasse mich einfach mal unterhalten – ein bisschen so, als würde man in der Fachzeitung zu seinem Hobby blättern…
Deswegen......
Mein persönliches Fazit
Man sollte Tabakreviews und sich selbst als Tabakrezensenten einfach nicht zu ernst nehmen! Das Geschriebene als das sehen und genießen was es ist – Unterhaltung und eine Möglichkeit sich anregen zu lassen. Natürlich ist das, was ich hier jetzt so niedergeschrieben habe – genau wie das Pfeifentabak rauchen – sehr subjektiv und ein Jeder hat seine eigenen Gründe ein Review zu lesen oder zu schreiben. Und nicht jeder wird meiner Meinung sein, genau so wenig, wie bei meinen Bewertungen zu Tabak XY... Ich wollte einfach mal meine „2 Pfennig“ dazu anbringen, eventuelle Missverständnisse beiseite schaffen und – genau wie bei meinen Reviews: Euch ganz einfach unterhalten und anregen! ;-)
Ich hoffe das habe ich hiermit erreicht und wünsche euch allen gut Rauch! Denn, sind wir nicht letztendlich alle nur "Brothers of the Briar"?!
Linktipps
- Tabak-Bewertung / Previews
- "A Band of (Briar-)Brothers" - Ein Blog über Brüderlichkeit
- "Pfeife rauchen - (k)ein Relikt aus vergangenen Tagen?!"
- "Natürlicher Pfeifentabak" - nur eine leere Versprechung?!
- Mein Jahresrückblick '17 (Deniz)
Fotos (c) 2018 Deniz Beck