HU Tobacco Katalog 2018 - Tabakträumereien
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 03. Mai 2018 07:00
- Geschrieben von Deniz Beck
Habt ihr euch schon mal gewünscht, dass es Winter wäre? Nein? Wieso auch, Sommer und Sonne sind doch viel besser? Stimmt, aber mit dem neuen Katalog von HU in den Händen wünsche ich mich in die Gemütlichkeit des Winters! ;-)
Die Gemütlichkeit des Winters und Tabakträumereien
Mit Sonntagsgemütlichkeit und den Händen über der "Wampe" verschlagen, lasse ich mich zufrieden in den Stuhl plumpsen.
Hach… jetzt erst einmal ein Pfeifchen!
Draußen gibt der Schnee der Gravitationskraft und hier drinnen gehe ich, der Gemütlichkeit erlegen, meiner Leidenschaft nach. Der Blick streift suchend über das Tabakregal. Burley Flake… ne... was herzhaft-rauchiges muss es jetzt sein… Nightcap… ne… auch nicht ganz…
DA! Manyara… den hab ich gesucht! (Manyara - die reiche Würze Afrikas)
Grazil wie ein schlecht gealterter Rentner quäle und schäle ich mich und meinen mit Leckereien vollgestopften Leib aus dem Schreibtischstuhl. Es knarzt, ich pruste, und aus der Ecke des Zimmers erreicht mich ein spottendes Kichern meiner Freundin.
Hach... ja, die Winterzeit!
Das einzige was mein Festival der Gemütlichkeit jetzt noch abrunden könnte, ist eine gute Lektüre zur Pfeife. Warngedichte? Ne… der Winter macht mich auch so schon melancholisch genug, lass gut sein Erich… Schöne Neue Welt? Ne, sorry Aldous… zumindest für diesen Moment lebe ich ja bereits in der schönsten aller Welten… meiner kleinen Pfeifenwelt...
DA! Der neue HU-Tobacco Katalog…den hab ich gesucht!
Wobei es ‘Katalog‘ auch nicht so ganz trifft. Das im hochwertig wirkenden Einband gebundene Büchlein ist mehr ein Teleskop in den Kosmos der Arbeit als Blender von Hans Wiedemann! Auf 75 Seiten haben Hans, Peter Hemmer und Arno van Goor Einblicke in die Konzepte, Ideen und Geschichten hinter den einzelnen Serien von HU-Tobacco zusammengetragen.
Visuell wird das Ganze von Alexander Broy’s Arbeit als Fotograf unterstützt. Alexander Broy hat auch die neuen Label der HU Tabake entworfen und dem Warnhinweisaufkleber-Wahnsinn damit den Stinkefinger gezeigt. Ihr wollt uns unsere Tabakdosen versauen? Wir versehen sie mit Kunst! ;-)
Zufrieden lasse ich mich wieder in meinen Stuhl fallen.
Knister, britzl, pfffuuuu – haaaa… die Pfeife glimmt und ihre orange-rote Glut spendet mir sofort Wärme und Geborgenheit. Selbstgefällig hauche ich zwei, drei Rauchringe Richtung Decke und klemme mir die Pfeife dann in den Mundwinkel. Dichte, gräulich-weiße Rauchschwaden steigen aus dem Kopf empor als ich das Buch aufklappe.
Handblended & Unique
HU Tobacco – „was heißt HU eigentlich?“ denke ich mir. Da stand doch was im Buch… Moment mal…da! Auf Seite 66 schreibt Hans ein paar Worte zum Unternehmen HU-Tobacco: »Handblended & Unique«.
Vorfreudig blättere ich wüst zum Anfang zurück.
Das Büchlein ist interessant aufgebaut. Jede „Serie“ (United Passion, Warehouse Blends, African Line etc.) wird durch eine Doppelseite eingeleitet, auf der Hans die Ideen und Intentionen, die Konzepte und Geschichten hinter der jeweiligen Tabakserie erklärt. Auf den nachfolgenden Seiten wird dann auf jeder Seite einer der Blends der jeweiligen Serie vorgestellt – neben einigen der Tabakdosen standen auch ein paar ganz besonders schöne Pfeifen Modell, die ein anonymer Pfeifenfreund, ja, wohl eher leidenschaftlicher Pfeifen-SAMMLER zur Verfügung gestellt hat. Hinten im Buch findet sich im Bildregister auch ein kurze Anmerkung zu jeder dieser Pfeifenschönheiten.
Katzengejammer...
Ich versinke in Gemütlichkeit und Tagträumerei. Vorsichtig glätte ich die Glut meiner noch immer kühl glimmenden Mopane Pfeife. Dann reißt mich ein leises „Miau“ aus meinem Schwelgen. Der Kater steht mit großen Augen vor mir und beansprucht seinen Platz neben mir. Ungelenk rutsche ich zur Seite, doch der Kater stiert mich immer noch bestimmend an, als ob er sagen wolle „Hey Menschenkind… das ist mein Stuhl!“. Grummelnd rücke ich weiter. So weit, dass die mit Weihnachtsleckereien gefüllte Kugel, die ich in dieser Jahreszeit meinen Bauch nenne, beinahe der Anziehungskraft zum Opfer fällt und mich Richtung Teppichboden zerrt. Der Kater hat sich längst auf dem von mir freigemachten Platz ausgebreitet und schnurrt selbstgefällig mit zugekniffenen Augen und angespitzten Ohren.
„Was willst du? Du hast doch genug Platz“ sagt sein Gebären stumm. Mit einer Hand seine Ohren kraulend stecke ich mir die Pfeife wieder in den Mundwinkel und greife wieder zu dem kleinen schwarzen Buch.
Dunkle Wälder, marokkanische Basare, exotische Tabakkreationen
Schon auf den ersten Seiten finden sich zwei der vier neuen Blends von Hans. Moroccan Bazaar und der Darkwood Scenery. Süßholz, Nelken, schwarzer Pfeffer und Sandelholz… ich erträume Spaziergänge in verschneit-weißen Wäldern und aus der ferne lockt mich der Duft eines Winterfestes im nächstgelegenen Dorf. Hmmm… schade nur, dass ich die Fotos und Worte aus dem Buch nicht rauchen kann.
Die nächste Stunde zerrinnt mir beim stöbern, lesen und genießen. Jede Serie wird sehr schön beschrieben. Es ist, als könne man Hans über die Schulter und hinter den Kopf schauen. Ein kurzer Einblick in die Gedankenwelt eines Tabakmischers – das habe ich mir schon lange gewünscht! Es feuert meine Leidenschaft für Pfeifentabake noch weiter an und zeigt, dass Blending nicht nur gewinnorientiert sein muss. Schön, wenn man eine Leidenschaft mit anderen teilen kann!
Genussvoll nehme ich einen tiefen, langsamen Zug an der Pfeife und lasse den Rauch in meiner Mundhöhle zirkulieren. Lasse den Rauch langsam aus meinem Mund entweichen. Mein Gaumen angeregt von der angenehmen Würze, meine Lippen benetzt von der feinen Süße und meine Gedanken beflügelt von dem magisch scheinenden Moment, den ich gerade erlebe.
Out of Africa - die African Line
DA! Meine Lieblingsserie aus dem HU-Sortiment: African Line!
Mo-ment! African Line? Hieß die nicht mal »Foundation by Musicó« ?!
Doch, aber die Grundidee hinter der Serie war von Beginn an, dass die Blends vorwiegend aus Tabakvarietäten aus afrikanischer Ernte gemischt werden. Und so beschloss man wohl, dass der Name »African Line« noch passender ist. Der African Line werden sogar zwei ganze Seiten Text gewidmet in der die Entstehung und das Konzept dahinter detailliert von Peter Hemmer erklärt wird:
„Ganz zu Beginn hatten wir uns überlegt, - auch mit einem geringfügig neidvollen Blick auf die stilistische Vielfalt des Tabakangebots auf der anderen Seite des großen Teichs – einige Blends zu kreieren, die stilistisch von dem abweichen, was hierzulande erhältlich war.“
- und das haben sie meiner Meinung nach auch perfekt so umgesetzt! Weg mit den alten Schablonen und Konventionen. Platz für ausdrucksstarke Weltenbummler und Charakterköpfe! Nischentabake, statt kalkulierte Verkaufsschlager. Wobei sich einige dieser "Nischenblends" mittlerweile - nicht nur auf dem deutschen Markt - zu Klassikern gemausert haben!
Der Abspann und ein unsanftes Erwachen
Im letzten Kapitel erklärt uns Arno van Goor, wo die Pijprokersforum.nl Blends ihren Ursprung fanden und auch der Tabak in meiner Pfeife hat sich beinahe komplett in feine, grau-weiße Asche verwandelt. Ein weiteres Mal lese ich die abschließenden Ausführungen von Hans Wiedemann über das Unternehmen HU-Tobacco und wehmütig wünsche ich mir eine Zeitkapsel, die mich zurück an den Anfang bringt und mich diese schöne, gemütliche Stunde erneut erleben lässt.
Zufrieden klappe ich das Büchlein behutsam zu und schließe meine Augen für einen Moment. Lasse das Gesehene und Gelesene Revue passieren. So viele interessante, charakterstarke Tabake. Persönliche Worte des Mischers. Fotos von Pfeifen, die ihr eigenes Museum verdienen würden. In meinem Kopf sehe ich Hans mit Pfeife im Mundwinkel und dem Tisch voller Beutel mit Rohtabaken an der Waage und Mischschüsseln hantieren. Von Behaglichkeit erfüllt greife ich nach der Tafel dunkler Schokolade auf dem Beistelltisch und…
»PLOPP«
…mit lautem Knall zerplatzt meine Traumblase und holt mich unsanft aus meiner Traumwelt. Benommen schaue ich um mich. Draußen brutzeln 32°C und strahlender Sonnenschein Mensch und Erde. Nix mit leise rieselndem Schnee und weißen Wäldern. Keine festlich gedeckten Tafeln auf Winterfesten und keine warm leuchtenden Weihnachtslichter. Die Realität hat mich wieder und nur widerwillig realisiere ich, dass auch dieser Tagtraum ein Ende haben musste.
Von der Gemütlichkeit eines Wintertraums im Sommer beseelt, lehne ich mich zurück und greife beherzt in die Dose voll grünem Gold. Der Duft von Bergamotte und schwarzem Tee aus der Dose Green Gold umgarnt meinen Geruchssinn beim Stopfen der Corn Cob Pfeife. Der sommerlich-spritzige Duft holt mich endgültig ins Hier und Jetzt zurück. Auf meinem Schreibtisch liegt das Buch von HU-Tobacco und wartet darauf wieder in die Hand genommen zu werden, weiteren Träumereien zu erliegen und mir noch unzählige genussvoll-entspannte Stunden zu schenken.
Ein Buch voller (Tabak-)Träume!
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Fotos (c) 2018 Deniz B., Fotografien im Buch (c) Alexander Broy
»Der Mensch ist nichts anderes als sein Entwurf; er existiert nur in dem Maße, als er sich entfaltet.«
Jean-Paul Sartre 1905-1980: französischer Philosoph und bekennender Pfeifenraucher