Interview - Denis Tonti Pfeifenmacher
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- Veröffentlicht: Sonntag, 03. September 2017 09:56
- Geschrieben von Gerd Kebschull
Interview
Denis Tonti Pfeifenmacher
Denis Tonti ist Pfeifenmacher aus Leidenschaft. Man sieht es seinen Pfeifen an, das sind nicht "nur" Pfeifen, nicht nur Gebrauchtgegenstände sondern das sind Kunstwerke. Auch wenn Denis sich nicht als Künstler sieht.
Handwerk, Perfektion, Leidenschaft
Denis Tonti hat keine große Werkstatt, keinen großen Maschinenpark. Seine Maschinen sind seine Hände. Sein Werkzeug klassisches Holzwerkzeug: Schleifscheibe, Raspeln, Schmiergelpapier.
Denis, Du bist ja eigentlich kein klassischer "Holzwurm". Im Vorgespräch hast Du erzählt, dass Du eigentlich Koch gelernt hast und auch als Fotograf und Musiker gearbeitet hast. Wie kam es dazu, plötzlich Pfeifen zu bauen?
Denis Tonti: ich hatte vor einigen Jahren einfach mal Lust, wieder eine Pfeife zu rauchen. Ich erinnerte mich, dass ich Mitte der 80er Jahre mal eine hatte... die ist mir irgendwie abhanden gekommen. Und das Interesse am Pfeiferauchen auch. Nun besorgte ich mir eine billige, sehr unsauber und grob rustizierte Pfeife vom Krabbeltisch eines hier ansässigen Lotto- und Tabakladens. Sie war nicht (b)rauchbar... Somit entsorgte ich diese wieder und dachte: vielleicht kann man sich so etwas ja selber bauen. Ich informierte mich über Materialien, die man so braucht. Dann fand ich einen vorgebohrten Bruyereholzkantel und baute mir daraus meine erste, eigene Pfeife. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass damit mein Interesse an diesem Handwerk und der damit verbundenen Entspannung wuchs. Fortan besorgte ich mir Bruyere und Mundstückmaterial und baute in jeder freien Minute. Von da an natürlich aus ungebohrten, rohen Kanteln und mit selbst angefertigten Mundstücken. Vorgefertigte Rohlinge kommen seither für mich nicht mehr in Frage.
Du bist ja in der glückliche Lage, mehrere Denis Tonti Pfeifen zu besitzen und zu rauchen. Wie viele Pfeifen hast Du und gibt es einen Liebling?
Denis Tonti: Ich habe zur Zeit etwa 28 Pfeifen, wobei die meisten jedoch lediglich Versuche aus den Anfängen des Pfeifenmachens darstellen. Schöne, oder handwerklich perfekte Stücke, behalte ich in der Regel nicht für mich. Irgendwie ist es mit den Pfeifenmachern wie mit dem Frisör: der Frisör hat ja auch die schlechteste Frisur.
Nein, eine Lieblingspfeife habe ich definitiv nicht. Sie stellen für mich nur Werkzeuge dar, um mit ihnen Tabak zu verbrennen. Sie müssen funktionieren.
Eine Savinelli vom Vater
Hast Du auch "Fremdmarken", wenn ja welche?
Denis Tonti: ich habe eine Savinelli meines Vaters, die ich gerne und regelmäßig unter Feuer nehme.
Gibt es einen Traum, eine Traumform, eine Pfeife, die Du unbedingt irgendwann bauen willst?
Denis Tonti: Nein. Ich baue das, was mir gerade in den Sinn kommt...worauf ich eben gerade Lust habe. Oft sehe ich bei anderen Pfeifenmachern eine Pfeife, die mir besonders gut gefällt... vielleicht ist es eine bestimmte Kopfform, die mich anspricht, eine Applikation oder Ähnliches. Dann übernehme ich Details oder Ideen und versuche, meine eigene Handschrift einzubringen. Meist aber entstehen meine Pfeifen "aus dem Handgelenk heraus". Ohne Skizze, nur in meinem Kopf.
Für jeden Pfeifenraucher und Sammler ist die perfekte und fehlerfreie "Straight Grain"* der Inbegriff der Traumpfeife. Hast Du auch einmal die Hoffnung so eine Pfeife zu bauen oder ist es dann auch ziemlich schwierig für solch eine Pfeife einen fairen Preis zu erzielen?
Denis Tonti: Das "Straight Grain" ist ein bestimmter Maserungsverlauf in einer Pfeife, der bei Sammlern und Pfeifenmachern gleichermaßen begehrt ist. Man findet ihn in den Plateau-Bruyereholzkanteln, die äußeren und besten Stücke der Bruyereknolle. Ich verwende zwar ausschließlich diese Stücke, es ist jedoch sehr selten, das perfekte "Straight Grain" darin zu finden. Gleichmäßige, senkrecht verlaufende Maserung rund um den Kopf. Enge, gerade Linien aufweisend, wie mit einem Lineal gezogen. Sobald sich diese Linien, Hart- und Weichholz in unregelmäßigen, wellenförmigen oder unterschiedlich großen Abständen darstellen, spricht man in der Regel nicht mehr von einem "Straight Grain", sondern von einem "Flame Grain".
Nun, Preise richten sich nicht nur nach der Maserung; hat man eine Pfeife mit traumhafter, gleichmäßiger Maserung, aber mit vielen Einschlüssen / Spots (Holzfehler), so wird auch diese nicht den erwünschten Preis erzielen. Viele Dinge spielen da eine Rolle, insbesondere aber auch der Name der Machers, der hinter der Pfeife steckt.
Wie präzise sind die Angabe des Kunden, wenn eine Pfeife im Kundenauftrag gefertigt wird. Wie viel Freiheiten hat dann noch der Pfeifenbauer?
Denis Tonti: ich nehme mir alle Freiheiten. Ein paar Vorgaben sind natürlich ok... ungefähre Vorstellungen. Wie z.B.: Kopfform, Mundstückfarbe, etc. Nur kann ich nicht fertigen, was ich mir nicht selbst am liebsten ins Gesicht stecken würde. Somit gehe ich bei Auftragsarbeiten nicht auf alles ein. Meist aber lässt man mir diese Freiheiten. Und wenn nicht, so kommen wir nicht zusammen. Ich muss zu meinen Arbeiten stehen können. Pfeifen, die mir persönlich überhaupt nicht zusagen würden, die baue ich nicht.
Perfektion - 25-35 Arbeitsstunden
Wie viele Arbeitsstunden stecken einer Denis Tonti Pfeife?
Denis Tonti: Ich brauche relativ lange für eine Pfeife. Ich benutze kaum Maschinen. Eine Dreh- oder Drechselbank habe ich nicht. Kann ich auch vermutlich nicht mit umgehen. Einen Bandschleifer verwende ich auch nicht. Ich mache alles von Hand. So auch die Mundstücke. Und das dauert eben seine Zeit. In eine Pfeife gehen inklusive Trocknungszeiten ungefähr 25-35 Arbeitsstunden rein.
Gibt es eine fertige Pfeife, von der Du Dich nie trennen könntest?
Denis Tonti: Ja, nahezu alle. Aber genau das ist es ja: erst wenn es mir schwer fällt, mich von ihr zu trennen, ist sie gut genug.
Die Pfeifen von Hermann Hennen und Hans J. Nielsen, Poul Winslow, um nur einige zu nennen, gibt es kaum unter 1.000 Euro. Dunhill Pfeifen kosten oft über 2.000 Euro. Ein hoher Preis ist ja auch eine Wertschätzung für die Arbeit. Ist es Dein Ziel, auch mal da hin zu kommen?
Denis Tonti: Natürlich, wenn es denn so passiert und die Nachfrage da ist, warum nicht? Ich gehe davon aus, dass es das Ziel eines jeden Pfeifenmachers ist. Aber man bezahlt ja oft nur den Namen. Insgesamt denke ich aber, dass sich die Preise für Pfeifen in einem bezahlbaren Rahmen halten sollten. Die eine mehr, die andere weniger.
Wäre es auch ein Traum, mal einen Prototypen für eine Jahrespfeife, beispielsweise für VAUEN oder John Aylesbury zu kreieren und zu bauen?
Denis Tonti: Warum nicht.....wenn man mir einige Freiheiten lässt, gerne.
Denis, vielen Dank für das Gespräch.
Linktipps
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Kontakt: denistonti at yahoo.com
Fotos © 2017 Denis Tonti